BarCamp "Mitbestimmung im Schulalltag, ja - aber wie?"

Das BarCamp fand am 22.11.23 virtuell statt. Nach einem kurzen Teaser von Katharina Meusburger wurde sich in zwei Sessions in jeweils vier Räumen zu verschiedenen Themen ausgetauscht - hier die Übersicht.


Eindrücke zum BarCamp von Marius Hehli, Student der PH St.Gallen

Partizipation in der Schule – Gelebte Demokratie & Partizipative LNWs

Das BarCamp zu Partizipation war zum einen sehr eindrücklich, zum anderen konnten auch viele Ideen für den eigenen Unterricht gewonnen werden. Speziell möchte ich in diesem Bericht auf die Demokratische Schule in Berlin eingehen, welche Partizipation Tag für Tag lebt, Kinder sowie Erwachsene. Aber auch andere Inputs, wie etwa das partizipative Verfahren zum Schreiben von Prüfungen, soll hier beleuchtet werden.

Die Demokratische Schule X in Berlin rückt die selbstbestimmte Bildung sowie das demokratische Zusammenleben in den Vordergrund. Ihre Organisation ist diametral unterschiedlich im Vergleich zu öffentlichen Schulen in der Schweiz. Die Schüler:innen müssen eine Präsenzzeit von 25h pro Woche erfüllen, die Aufteilung dieser Zeit ist selbst wählbar. Weiter besuchen die Schüler:innen nicht festgelegte Lektionen, sondern Module und Workshops, die sie selbstbestimmt auswählen. Dazu gibt es keine Noten. Das hohe Mass an Selbstbestimmung wird durch eine ganzheitliche demokratische Organisation der Schule ergänzt. Zweimal in der Woche findet eine Schulversammlung statt, wo demokratisch Entscheide getroffen werden. Dazu kommt ein Antragssystem, in welchem die Schüler:innen Anträge bezüglich Schulordnung, Regeleinhaltung etc. stellen können, um ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen. Interessant ist, dass der Regelkatalog der Demokratischen Schule X weitaus mehr Regeln beinhaltet als eine gängige Schul- oder Klassenordnung. Dies ist mitunter diesem Antragssystem geschuldet, was den Schüler:innen ein hohes Mass an Selbstwirksamkeit garantiert, indem sie sich mit ihren Anliegen gehört fühlen. Zusätzlich organisieren sich die Schüler:innen in Komitees, wo sie etwa die Medienarbeit, Besuchende und Ausflüge organisieren. Speziell ist, dass die Schulversammlung theoretisch Lehrpersonen entlassen könnte, was gemäss den Aussagen eines Schülers bereits vorgekommen ist. Insgesamt ist das Konzept sehr faszinierend, obwohl es in der Realität etwas weniger romantisch verläuft wie vielleicht gedacht. Trotzdem ist die gelebte Demokratie, Tag für Tag, sehr gewinnbringend für die Kids, aber auch für die gesamte Gesellschaft. Es liegt mitunter an uns Erwachsenen, Jugendlichen diesen Raum für gelebte Demokratie zu ermöglichen.

Weiter soll ein partizipatives Verfahren der Prüfungsgestaltung beleuchtet werden. Thomas Rhyner hat in der zweiten Session des BarCamps eindrücklich seinen Pilotversuch mit Studierenden aufgezeigt. Diese Art von Konzeption ist extrem spannend und wertvoll, können die Studierenden doch gleich gelebte Demokratie am eigenen Leib erleben. Diese Form verlangt viel Verantwortungsübernahme der Studierenden, was auch allen klar sein muss. Die Haltung von Dozierenden und Studierenden muss in diesem Falle weg vom Lehrpersonenzentrismus, hin zu Partizipation von allen. Ohne den Einsatz und die Verantwortungsübernahme hat so ein Projekt vermutlich einen schweren Stand. Zu gross ist die Gefahr, dass sich das Engagement auf wenige Studierenden verteilt, von welchen die übrigen profitieren können, ohne jeglichen Einsatz geleistet zu haben. Ich glaube, diese Haltung muss gesamthaft in Lehren und Lernen verankert werden. Dann sehe ich ein riesiges Potenzial in dieser Art von Partizipation.

Lehrpersonen müssen lernen, Verantwortung abzugeben, Schüler:innen jene zu übernehmen. Wichtig ist Mut für Neues. Die Schüler:innen sind zu mehr in der Lage, als manche denken!


Rückmeldung der Teilnehmenden

Zum Abschluss des BarCamps wurde den Teilnehmenden über Mentimeter die Frage gestellt, was sie in ihrem zukünftigen Handeln berücksichtigen möchten. Hier die Rückmeldungen: