Aktionsforschung: Wie geht das?

Johannes Reitinger (PPH Linz)

Eindrücke zum Vortrag von Dusanka Feuerstein, Studentin der PH Vorarlberg

Am 15.11. hatten wir den ersten Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Mitbestimmung im Schulalltag, ja – aber wie?“ mit dem Thema „Aktionsforschung: Wie geht das?“ von Johannes Reitinger (PPH Linz).

Aktionsforschung stellt eine Brücke zwischen Theorie und Praxis her. Partizipative Aktionsforschung im Unterricht kann mit der Frage starten: „Wie können wir unseren Unterricht verbessern?“ (Reitinger, 2023)

Wir Lehrpersonen sollen uns erst entscheiden, dass wir den eigenen Unterricht verbessern wollen, und dementsprechend das offen und ehrlich unseren Schüler: innen kommunizieren.

Die wichtigsten Schritte einer partizipativen Aktionsforschung für mehr Demokratie im Unterricht sind: Authentisches Explorieren, Erfahrungsbasiertes Hypothetisieren, Kritischer Diskurs und Konklusionsbasierter Transfer. Um es noch besser zu verstehen, präsentierte Dr. Reitinger folgende Grafik:


Mit Hilfe folgender Fragen können wir die Entfaltung forschender Handlungsdomänen auf Schüler: innenebene evaluieren:
(a) Hast du im «Projekt» über interessante Sachen nachgedacht?
(b) Hast du durch das Tüfteln und Ausprobieren Neues gelernt?
(c) Konntest du mit anderen über Dinge sprechen, die dir wichtig sind?
(d) Wirst du dich weiter mit dem beschäftigen, was du im «Projekt» gemacht hast?
(e) Hast du über mögliche spannende Lösungen von Problemen nachgedacht?
(f) Durftest du selbständig interessante Sachen ausprobieren?
(g) Waren die Gespräche im «Projekt» für dich sinnvoll?
(h) Hast du Ideen, was du mit dem Gelernten alles machen kannst?

Durch die direkte Beteiligung der Schüler: innen werden sie befähigt, aktiv am Gestalltungsprozess ihrer Bildung teilzunehmen. Aktionsforschung stärkt die Kultur der Zusammenarbeit, was weiterführend zur Stärkung einer positiven Schulgemeinschaft beiträgt.


Eindrücke zum Vortrag von David Braun, Student der PH St.Gallen

Die Schulentwicklung bzw. die Entwicklung des eigenen Unterrichts ist nur dann sinnvoll, wenn sie sich nach unserer Zielgruppe, den SuS unserer Zielstufe, richtet und sie dementsprechend von den Änderungen auch profitieren (Moegling,2017). Daher scheint es klar zu sein, dass auch sie Mitspracherecht haben müssen, damit wir ihren Bedürfnissen gerecht werden. Des Weiteren ist es aus der Sicht von Reitinger nicht die Entwicklung, die an den Unterricht herangetragen werden muss, sondern es muss vielmehr der Unterricht selbst der Ursprung der Entwicklung sein. Dabei wäre eine wechselseitige Beeinflussung von Entwicklung und Unterricht wünschenswert. Eine eben solche Entwicklung entspricht der unten illustrierten Aktionsforschung.

Um die eben genannte Entwicklung und Mitbestimmung der SuS zielführend zu unterstützen, braucht es folglich über die Frage «Was wäre dein Anliegen?» hinaus noch mehr, also gewisse Handlungsdomänen (Forschendes Lernen) und Handlungsstruktur (Aktionsforschung). Ihr Zusammenspiel führt schlussendlich zu mehr Mitbestimmung. Folgend werden beide zentralen Aspekte des Vortrags anhand der Abbildung näher erläutert.

Im Hintergrund aller Entscheide, als eine Art Wolke, liegen die Kriterien für forschendes Lernen. Als ersten Punkt haben wir hier das erfahrungsbasierte Hypothesieren (Fragen; Vermuten), welches persönlich relevanten Fragestellungen generiert und dies immer auf der Grundlage des eigenen Vorwissens und der bisherigen Lernerfahrung. Dieser Schritt bietet den Ausgangspunkt für das authentische Explorieren (Ideen sammeln; Recherchieren), in dem konzeptualisierte Lösungsansätze entdeckt und überprüft werden. Dabei kann die Exploration durch eine Recherche, empirische Methoden oder auch gedankliche Experimente erfolgen. Der kritische Diskurs (Miteinander Reden) spielt eine bedeutende Rolle als eine Art begleitende Reflexion über den Arbeitsverlauf. Hier erfolgt eine kollaborative Auseinandersetzung mit den neuen Erkentnissen, dem individuellen Lernprozess sowie der Bedeutung der gesammelten Erfahrungen im Forschungsprozess. Schliesslich kommt es im konklusionsbasierten Transfer (Etwas aus dem Entdeckten machen; Ausprobieren) zur Verbreitung (Dissemnation) der persönlichen Vermutungen, Konzepte und Ergebnisse der Exploration. Sie werden bspw. weiterverarbeitet in eine Vortragsreihe der SuS für die gesamte Schule oder können auch in der Schulentwicklung in Bezug auf die Aktionsforschung ihre Verwendung finden (Altrichter & Reitinger, 2019).

Die Aktionsforschung ist ein zyklischer Ablauf und ermöglicht es, reale Probleme anzugehen und durch wiederholtes Handeln bzw. Aktion, Einholen von Informationen, Reflektieren und Auswerten sowie das Festmachen eines neuen Handlungsentwurfs kontinuierliche Verbesserungen herbeizuführen. Jede Runde dieses Zyklus ermöglicht ein tieferes Verständnis des Problems und eine Verbesserung der Wirksamkeit der angewandten Massnahmen. Dieser Kreislauf ermöglicht eine dynamische und iterative Herangehensweise an komplexe Probleme.

Aus meiner Sicht zeigt Herr Reitinger gekonnt auf, wie Schulentwicklung in einem funktionalen Rahmen stattfinden kann. Er zeigt offen gewisse Knackpunkte auf, wie der Motivationsgrad der SuS zur eigenen Beteiligung an der Unterrichtsentwicklung. Zeitgleich zeigt er aber immer wieder auch Lösungsansätze auf und verweist vor allem auf die grundsätzliche Haltung von uns Lehrpersonen, die stimmen muss. Die Schulentwicklung in Form der Aktionsforschung wirkte auf mich durchgehend schlüssig und stringent. Ich muss sagen, dass mich Herr Reitinger dazu inspiriert hat, mich diesem Thema näher anzunehmen. Es wird nicht alles auf einmal funktionieren, aber ich werde versuchen, immer mehr und aufeinander aufbauend, die Aktionforschung in meine Unterrichtsentwicklung zu implementieren.

Literatur:
Altrichter, H., & Reitinger, J. (2019). Analyse von Unterricht durch forschendes Lernen. Wie Lehrpersonen aus ihrem Unterricht lernen können. In E. Kiel, B. Herzig, U. Maier, & U. Sandfuchs (Eds.), Handbuch Unterrichten in allgemeinbildenden Schulen (pp. 475–485), Bad Heilbrunn, Germany: Klinkhardt UTB.
Moegling, K. (2017). Die Strukturreform der Lehrerbildung – langfristig angelegt und partizipativ durchdacht und geplant. Schulpädagogik-heute, 15(1), 1–34. http://www.schulpaedagogik-heute.de
Reitinger, J. (2023, 15. November). Aktionsforschung wie geht das? [Vorlesungsfolien]. Abgerufen am 17. November von: https://www.demokratie-erleben.at/vortragsreihe/


Rückmeldungen der Zuhörenden

Nach Vortrag und Diskussion wurde den Zuhörenden über Mentimeter die Frage gestellt, was sie aus dem Vortrag mitnehmen. Hier die Rückmeldungen: